Noch mehr dummes Geschwätz

Wider besseres Wissen am Wochenende auf den Seiten Frankfurter Rundschau unterwegs gewesen und über einen Artikel mit dem Titel Der tödliche Stachel der Konkurrenz gestolpert. Einerseits lamentiert der Autor über die neoliberale Konkurrenzideologie, die der Natur des Menschen zuwiederlaufe. Andererseits beklagt er die zunehmenden Konzentrationsprozesse. Nebenher lamentiert er noch über die Unfähigkeit des Martksystems unter externen Effekten eine effiziente Güterverteilung zu erreichen. Dann wird noch ein wenig von Umverteilung und gleichberechtigter Mitbestimmung der Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit gefaselt.

Natürlich ist ein freier Markt nicht Effizient, wenn es externe Effekte gibt. Würde auch kaum ein neoliberaler Ökonom behaupten. Aber eben das ist der Grund, dass wir z.B. eine Ökosteuer haben (Pigou-Steuer). Nebenbei muss ich auch bemerken, dass die planwirtschaftlichen Systeme weder effizienter noch umweltfreundlicher waren. Konkurrenz ist gut. Das Argument des Autors ist meiner Meinung nach Konkurrenz ist schlecht, weil sie eine Tendenz zu Machtkonzentration (Abnahme von Konkurrenz) hat. Natürlich hat er recht, dass es eine solche Tendenz gibt, aber gerade das zu verhindern ist eine Kernaufgabe auch des neoliberalen “Nachtwächterstaats”. Die Bundesrepublik hat auch als Lehre aus den Erfahrungen in der Weimarer Republik einen strengen gesetzlichen Schutz des Wettbewerbs. Natürlich versuchen gerade die Großen Martkteilnehmer ihre Macht zu Konzentrieren. Ein typisches Beispiel wäre der Streit um die europäische Patentrichtlinie. Hier versuchen die großen Player, die sich alle Rechtsabteilungen leisten, den Kleinen den Markteintritt zu erschweren.

Letztendlich führt Konkurrenz auch zu mehr Macht für den “Faktor” Arbeit, wenn ich mir meinen Arbeitgeber aussuchen kann, habe ich natürlich mehr Einfluss auf die Bedingungen. Einmal mehr stelle ich mir die Frage, warum die Verteilung Kapitalerträge/ Erwerbseinkommen mit Umverteilung von Unten nach Oben gleichgesetzt wird, anstatt zu hinterfragen, ob man nicht den Anteil der Einkommensarten der Individuen verschieben kann. Ich würde (ohne Zahlen zu haben) behaupten, dass dies durch den Umbau des Rentensystems bereits geschieht. Früher wurden alle Arbeitseinkommen und Renten aus Arbeitseinkommen bezahlt. Durch die Zunahme kapitalgedeckter Altersvorsorgeformen kommt hier ein Anteil aus Kapitalerträgen hinzu. Die deutsche Mitbestimmung ist sicherlich ganz gut geeignet um Unternehmen vor den dümmsten Management Trends zu bewahren, aber es muss auch so bleiben, dass der Unternehmer, der das Risiko trägt auch seine Rechte als Eigentümer ausüben kann. Andernfalls muss man auch hier von externen Effekten sprechen. Fragen der Corporate Governance in den Dienst der Einkommensverteilung zu stellen ist sicherlich kontraproduktiv.

Fazit: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Wettbewerb – jedenfalls auf den Märkten. Wichtig erscheint mir zu Unterscheiden zwischen Märkten und allgemeinen “sozialen” Situationen. Im zwischenmenschlichen Bereich ist sicherlich Kooperation erfolgreicher, innerhalb der Unternehmen und auch sonst.

Wenn es um gerechte Einkommensverteilung geht ist sicherlich eine interessante Frage, wie beteilige ich “die Massen” an den Kapitalerträgen, statt auf Teufel komm raus den Einsatz von Arbeitskraft zu pushen. Außerdem ist auch die Bildungspolitik äußerst wichtig. Studiengebühren und die MBA- und FHisierung (wer das Akronym GAAP expandieren kann und über elementare Prozentrechnungskünste verfügt, bekommt einen Master) der deutschen Bildungslandschaft sind sicherlich der falsche Weg.


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